Christoph Maria Herbst: Christoph Maria Herbst über das Geheimnis seiner Ehe
Champagnerbier und Arbeitsteilung in der Küche – Christoph Maria Herbst spricht über das Geheimnis seiner Ehe.
Champagnerbier und Arbeitsteilung in der Küche – Christoph Maria Herbst spricht über das Geheimnis seiner Ehe.
Die Hotel-Bibliothek riecht nach Ingwer und Zitrone, denn Christoph Maria Herbst, 58, hat Halsschmerzen. Doch dann lacht er erstmal, als ihm die GALA-Redakteurin gesteht, dass sie bei seinem neuen Film "Der Buchspazierer" weinen musste. "Oh entschuldigen Sie! Eigentlich freue ich mich immer über Emotionen". Der Schauspieler strahlt Leichtigkeit aus, erzählt blumig, aber fokussiert. Ein angenehmes Gespräch, bei dem er Ingwerstäbchen kaut.
Christoph Maria Herbst im GALA-Interview
GALA: Sie spielen als "Buchspazierer" einen alten Mann, sind aber kein alter Mann. Wie geht das?
Christoph Maria Herbst: Als ich wusste, wie er aussehen soll, konnte ich mich in die Figur hineinfinden. Und ich habe meinen Schwiegervater besucht. Um zu schauen, wie sich alte Menschen bewegen.
"Carl Kohlhoff", Ihre Rolle, lebt für die Literatur. Was ist Ihre große Leidenschaft?
Das Buch in jeder Darreichungsform ist bei mir sehr willkommen. Es gibt Bücher, die haben mich schon früh geprägt wie Astrid Lindgrens "Pippi Langstrumpf". Dieses Freigeistige: Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt. Jeden gleich zu behandeln. Ob ein Mensch im Nadelstreifenanzug oder im Blaumann vor dir steht.
Hat die Rolle eines alten Mannes Sie zum Grübeln gebracht?
Ich bin mir meiner Endlichkeit bewusst, nehme das aber sehr gelassen. Was nett war, bei der Filmpremiere sagte ein Freund zu mir: "Ich kann es kaum erwarten, bis du in dem Alter bist, du wirst so ein süßer Opi."
Bei so vielen Drehs: Wie meistern Sie da die Logistik der Liebe?
Das läuft in unserem Fall fantastisch, denn meine Frau ist als Medienübersetzerin eine digitale Nomadin. Manchmal kommt sie zu Dreharbeiten mit – ein absolutes Geschenk. Ich bin nicht einsam und Gisi freut sich, wenn sie bei mir sein kann.
Herbst Ehefrau findet seine Arbeit "total langweilig"
Ist das nicht komisch, wenn Gisi hinter der Kamera zuschaut?
Sie findet meine Arbeit total langweilig. (lacht) Das hat sie einmal gemacht und festgestellt: ihre Zeit ist zu schade.
Sie haben ihre Frau mal für den Sonnenuntergang auf einen Berg entführt. Mit was überraschen Sie Gisi noch?
Am liebsten mit einem schönen Abendessen. Ich koche dann mehrere Gänge. Zuletzt gab es eine Pilzpfanne: Porto Bello-, Austern- und Steinpilze, selbstgemachte Semmelknödel und ein Feldsalat mit Kürbis vorab. Lecker!
Mit einer feinen Flasche Wein dazu?
Wenn es bei uns richtig romantisch werden soll, gibt es Champagnerbier. Ein belgisches Bier, welches in Frankreich nach Champagnerart weiter gärt.
So teilt er sich mit seiner Gisi die Haushaltsarbeit auf
Ist Kochen ihre Sprache der Liebe?
So weit würde ich nicht gehen. Ich kann beim Kochen entspannen. Ich liebe es, mir Zeit zu lassen, in Ruhe die Kräuter zu schneiden, es zu genießen, wenn die ganze Küche gut riecht. Es ist meditativ.
Wer räumt danach auf?
Gisi! Das ist die Verabredung und nur fair.
Klingt nach einer Ehe auf Augenhöhe. Was ist ihr Geheimnis?
Kommunikation. Auf jeder Ebene. Auch Sex ist Kommunikation. Es gibt so viele Männer in meinem Alter, die sich nicht mehr emotional äußern können. Wir kommunizieren eine Menge und lachen viel. Humor, auch Selbstironie, ist das Salz in der Suppe einer guten Beziehung.
Sie streiten nie?
Wenn, dann kurz und knackig. Es gibt die Vereinbarung zwischen uns, dass wir nie im Streit ins Bett gehen. Da kommt man nicht gut durch die Nacht und der nächste Tag fängt blöd an.
Zurück zu Ihrem Job, Sie haben unterschiedliche Charaktere gespielt, welcher ist Ihnen am ähnlichsten?
Kann ich gar nicht sagen.
Ich hatte gehofft, dass Sie nicht "Stromberg" sagen. Aus der Rolle sind Sie herausgewachsen, oder?
Es war eine Meisterleistung von mir, die Reißleine zu ziehen, sonst würde ich ihn heute noch spielen. Dann wäre ich kein Menschen-Darsteller, sondern Stromberg-Darsteller – nicht sehr befriedigend auf Dauer. Außerdem ist er misogyn, rassistisch und egozentrisch. Das war wie Karneval damals, ich habe ihn mir als Kostüm übergezogen und danach wieder abgelegt.
Sie kämpfen mit einer Erkältung, Ihre Frau ist digitale Nomadin. Ist es Zeit für eine Reise ins Warme?
Im Moment planen wir nächstes Jahr fünf bis sechs Wochen in Richtung Südostasien zu reisen: Süd-China, Laos und Thailand. Dann ziehen wir den Stecker und machen Digital Detox. Strand, Bücher, bewusstes Genießen ohne Bildschirme.