Kevin Costner : "Mein Herz weiß, was wahr ist"

Oscarpreisträger Kevin Costner kommt Ende August wieder zurück auf die Kinoleinwand mit seinem Film "Horizon: An American Saga". Mit GALA spricht er über die Scheidung von Christine Baumgartner und den Alltag mit seinen Kids.

"Herr Costner ist leicht erkältet", wird GALA kurz vorm Eintreten in den Madison Avenue Salon des Berliner Nobelhotels Waldorf Astoria zuge­flüstert, man solle ein wenig lauter sprechen. Hinter Kevin Costner, 69, liegen herausfordernde Monate: Nach mehr als drei Dekaden (!) hat er den ersten Teil seines Lebensprojekts "Horizon: An American Saga" auf die Leinwand gebracht (ab 22. August im Kino). Er spielt in der Western­ Saga nicht nur selbst mit, sondern ist auch Regisseur, Drehbuch­-Autor und Co­-Produzent.

Zugesetzt hat ihm sicherlich auch der Rosenkrieg mit Ex-­Frau Christine Baumgartner, 50. Monatelang hatte das einstige Paar um das Sorgerecht für seine drei Kinder Cayden, 17, Hayes, 15, und Grace, 14, und die Höhe der Unterhaltszahlungen gestritten. Dass der zweifache Oscar­Gewinner ("Der mit dem Wolf tanzt") angeschla­gen ist, lässt sich dann aber doch nur an seinen etwas müden Augen erkennen. Er begrüßt GALA mit charmantem Lächeln und festem Händedruck. Costner zeigt sich nahbar — vor allem, wenn er von seinen Kids schwärmt.

GALA: Ihr Sohn Hayes stellt in „Horizon“erstmals sein Schauspieltalentunter Beweis. Wie haben Sie die Zusammenarbeit empfunden?
Kevin Costner: Es war schön, meinen Sohn dabei zu haben. Er hat noch nie geschauspielert. Ich habe es geliebt, ihn in meiner Nähe zu haben.

Liebt er Sie denn auch noch? Mit derVerwandtschaft zu arbeiten, kannsicherlich auch kompliziert sein.      
Es war kompliziert – aber er hat es akzeptiert.

Sie haben ihm also einfach gesagt, was er tun soll, und er hat sich daran gehalten?
Ja, und er hat von sich aus einige Dinge getan, die sehr schön waren.

Haben Sie ihm einen Rat gegeben, jetzt, wo er in Ihre Fußstapfen tritt?
Den werde ich ihm wahrscheinlich geben, wenn er das Gefühl hat, dass er mehr machen will. Er hat gesagt, dass er interessiert ist – aber ich glaube, die Mädchen haben sein Interesse geweckt, zudem ist er ein sehr guter Sportler.

Von seinem neuen Werk ist Kevin Costner wirklich überzeugt

Wie gut können Sie selbst Ratschläge annehmen?
Ich kann Ratschläge annehmen, aber ich nehme sie nicht aus Angst an. Ich ziehe sie in Betracht. (lächelt) Aber wenn mir jemand sagen würde, dass "Horizon" nicht gut ist, würde ich sagen, dass ich seinem Rat nicht mehr traue, weil ich weiß, dass er wirklich gut ist.

In den letzten Monaten ist viel über Ihre Scheidung öffentlich geworden. Geht Ihnen das noch nahe?
Ich lese es nicht. Denn ich weiß, was die Wahrheit ist, verstehen Sie? Manchmal möchte man etwas sagen, um die Sache richtig zu stellen oder so. Aber das tue ich eigentlich nicht sehr oft. Die Leute wollen immer, dass ich es tue, aber ich bin mir da nicht so sicher. Ich weiß nur in meinem Herzen, was wahr ist …

Werden Sie jemals offen darüber sprechen?
Es ist ziemlich privat. Denn meine Kinder brauchen nicht zu hören, was ich weiß… (lange Pause) Richtig? Sie sind das Wichtigste. Ihre Herzen wurden gebrochen. Also brauchen sie nichts weiter zu hören.

Wir sehen Sie in letzter Zeit öfter mit Ihren Kids auf dem roten Teppich. Sind sie gerade Ihre Stütze?
Sie waren schon immer meine Stütze, genauso wie ich versuche, es für sie zu sein. Ich fahre meine Kinder zur Schule. Dafür habe ich keinen Fahrer. Ich gehe zu ihren Spielen. Ich sehe sie gewinnen und verlieren. Ich bringe sie zu ihren Bällen. Ich hole sie ab. Ihre Freunde übernachten bei mir zu Hause. Und ich stehe auf und mache Frühstück für sie. Ich habe noch ein komplett anderes Leben, das nichts mit Filmen zu tun hat. Aber ich arbeite auch wirklich hart daran, einen, wie ich sagen würde, originellen Film auf die Leinwand zu bringen. Und in diesem Fall wird es vier Teile von ihnen geben. Ich hoffe einfach, dass sie mich unterstützen, wissen Sie? Ich weiß nicht, ob ich ein toller Vater bin, aber ihr Leben und das, was sie interessiert, ist mir wichtig.

Seine Kinder sind ihm das Wichtigste

Sie haben mit Legenden wie Sean Connery, †90, Robert de Niro, 80, Clint Eastwood, 94, Whitney Houston, †48, gearbeitet, waren in Kontakt mit Prinzessin Diana, †36. Hat Sie eine Begegnung schon mal richtig umgehauen?
Ich glaube nicht. Aber Sean ist wahrscheinlich der größte Star, mit dem ich je gearbeitet habe. Gene Hackman, 94, war für mich einer der größten Schauspieler. Ich hatte die Gelegenheit, Gregory Peck, †85, und Sidney Poitier, †94, kennen zu lernen. Ich bin ein Romantiker, was unsere Branche angeht. Ob wir uns nicht ernst nehmen oder ob wir uns zu ernst nehmen: Es muss ein Gleichgewicht geben. Wir können so wichtig erscheinen, aber wir sollten unsere Arbeit ernst nehmen, nicht unser Ego – und nicht, wie wir da draußen wahrgenommen werden.

Wie geht es Ihnen damit, wenn ein Film nicht so erfolgreich ist, wie Sie gehofft hatten, oder wenn er von der Kritik schlecht bewertet wird?
Ich bin sehr zufrieden damit, was meine Kollegen über "Horizon" denken werden. Das "New York Magazine" hat eine Liste der 20 besten Filme erstellt, und "Horizon" war auf Platz 1. Und einige der sehr beliebten Filme waren weiter unten auf der Liste. Ich dachte, ich sollte mich nicht für diese Kritiken interessieren, aber ich konnte nicht anders, als mich mit einigen negativen Dingen, die geschrieben wurden, auseinanderzusetzen. Ich habe es zu schätzen gewusst, dass endlich jemand gesagt hat: "Nein, ihr liegt falsch". Das heißt nicht, dass sie Recht haben, aber, dass dieser Film an erster Stelle steht, hat mich wirklich gefreut. Das gab mir ein gutes Gefühl. Ich wünschte, ich wäre ein stärkerer Mensch, aber es hat mir ein gutes Gefühl gegeben.