Sophie Kinsella: Sophie Kinsella über ihr Leben mit einem aggressiven Hirntumor

Bestseller Autorin Sophie Kinsella weiß, dass sie nicht mehr lange leben wird. Trotzdem hat sie ihr Lachen nicht verloren. Im GALA-Interview erzählt sie, was ihr dabei hilft. 

Nov 30, 2024 - 19:31
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Sophie Kinsella: Sophie Kinsella über ihr Leben mit einem aggressiven Hirntumor

Bestseller Autorin Sophie Kinsella weiß, dass sie nicht mehr lange leben wird. Trotzdem hat sie ihr Lachen nicht verloren. Im GALA-Interview erzählt sie, was ihr dabei hilft. 

Es ist ein bewölkter Herbsttag in London, als Sophie Kinsella, 54, mit einem dicken Verband am Kopf in einem Klinikbett aufwacht. "Was ist los mit mir?", fragt sie ihren Mann Henry, der nach Worten ringt. "Du hast ein Glioblastom", sagt er, und übersetzt so gefasst wie möglich den Begriff, der alles verändern wird. "Das ist ein aggressiver Hirntumor." Er erklärt das an diesem Tag und auch am nächsten, am übernächsten und vielen weiteren Tagen. Weil seine Frau es vergisst. Wieder und wieder. 

Bis zu ihrem Schicksalsschlag wirkte Sophie Kinsellas Leben perfekt

Heute kann Sophie wieder klare Gedanken fassen und weiß, wie es um sie steht. Trotzdem bleibt es schwer, ihr Schicksal zu begreifen – auch für Außenstehende, die ihren märchenhaften Aufstieg mitverfolgt haben. Denn bis 2022 lebt die Britin, die mit bürgerlichem Namen Madeleine Sophie Wickham heißt, ihren Traum: Um den Jahrtausendwechsel wird die ehemalige Finanz-Journalistin mit ihrer "Shopaholic"-Reihe weltweit berühmt. Ihre Werke landen in Bestsellerlisten, verkaufen sich millionenfach und sogar Hollywood ruft an. Auch privat führt sie ein Bilderbuchleben: Mit ihrem Mann hat sie vier Söhne, eine Tochter und ein typisch britisches Reihenhaus mitten in Englands Hauptstadt. 

Hugh Dancy, Isla Fisher und Sophie Kinsella
Hugh Dancy, Isla Fisher und Sophie Kinsella (v.l.n.r.) bei der britischen "Shopaholic"-Filmpremiere 2009. Dancy und Fisher verkörpern die beiden Hauptrollen.
© Dave Hogan

Ein Gedanke tut ihr ganz besonders weh

Doch was ist all das wert, wenn die Lebensuhr plötzlich zu ticken beginnt? Wenn Statistiken sagen, dass Patienten mit der gleichen Krankheit im Schnitt nur noch 15 Monate bleiben? Das Schlimmste, so Sophie Kinsella zu GALA, sei der Gedanke an ihre Kinder. "Die Vorstellung, dass ich bei entscheidenden Szenen in ihrem Leben nicht dabei sein werde, tut so weh." Bevor sie den fünf Kindern sagt, was Sache ist, lässt Sophie sich ein paar Wochen Zeit, um mental stark genug zu sein. 

Das half ihr im Krankenhaus  

Und sie findet ihr persönliches Rezept zur Bewältigung: "Bei der Bestrahlung habe ich mir vorgestellt, ich sei im Spa", erinnert sie sich. "Wenn Krankenschwestern sich unterhielten und ich die Fachbegriffe nicht verstand, sagte ich mir: Das sind spanische Schönheitsexperten, die sich über meinen Hauttyp austauschen." 

Mit Humor gegen den Tumor? "Ja, wir machen Witze und lachen", erzählt Sophie. "Ich musste mir nach der OP alles neu beibringen, auch das Laufen. Doch selbst das habe ich zwischendurch vergessen, deshalb fiel ich ständig aus dem Bett. In diesen Momenten habe ich gelernt, immer die lustige Seite an Dingen zu sehen, auch wenn da diese dunkle Wolke über uns ist." 

Sophie Kinsella nutzt ihr Talent, um anderen Mut zu machen

Die Prognose hat sie schon überlebt – genau zwei Jahre ist die Diagnose nun her. Doch der Feind in ihrem Kopf bleibt unheilbar. "Wir versuchen trotzdem, normal weiterzuleben, spielen Brettspiele, Frisbee, Cricket. Wir genießen, was wir haben, ohne ständig daran zu denken, was wir nicht haben." 

Eine Bucketlist gibt es nicht. Aber: Aus dem Krankenhausbett hat Sophie ein neues Buch geschrieben. Als Mutmacher für andere Krebskranke und ihre Angehörigen. Es geht um eine Autorin, in deren Kopf die schönsten Geschichten entstehen – bis sie sich damit abfinden muss, dass ihre eigene nicht gut ausgeht. Und auf ihrem Weg zum Ende entdeckt, dass sie stärker ist, als sie es je für möglich gehalten hätte.