Stefan Kretzschmar: Bei dieser Erinnerung ist Stefan Kretzschmar den Tränen nah
Er war ein Hardliner auf dem Feld und mit seinen Tattoos, Piercings und bunten Haaren das Enfant Terrible der Sport-Szene. Doch das schroffe Äußere täuscht: Auch Ex-Handball-Star und TV-Experte Stefan Kretzschmar hat einen Soft Spot, eine Schwachstelle, die das Herz zuweilen schwer macht.
Er war ein Hardliner auf dem Feld und mit seinen Tattoos, Piercings und bunten Haaren das Enfant Terrible der Sport-Szene. Doch das schroffe Äußere täuscht: Auch Ex-Handball-Star und TV-Experte Stefan Kretzschmar hat einen Soft Spot, eine Schwachstelle, die das Herz zuweilen schwer macht.
Er ist ein emotionaler Typ, war es auch immer schon beim Spiel. Doch der private Stefan Kretzschmar, 51, zeigt jetzt noch einmal eine andere Facette seiner Gefühlswelt. Es geht um seine Eltern – und um deren Verlust. Vater Peter ist 2018 im Alter von 85 Jahren verstorben, nur sieben Monate nach dem Tod seiner Frau Waltraud, †70. Beiden waren starke Vorbilder für ihren Sohn: er der einfühlsame Handballtrainer mit Gefühl, sie die mehrfache DDR-Handballweltmeisterin mit Biss. Zwei Persönlichkeiten, die eine große Lücke hinterlassen haben.
Stefan Kretzschmar lässt in sein Herz blicken
Es tut noch weh ... sehr. Stefan Kretzschmar spricht mit "Bild" über die letzten Tage seines Vaters. "Er ging in die Klinik und kam nie mehr nach Hause. Beim Punktieren der Leber wurde seine Lunge verletzt. Flüssigkeit lief rein, das war’s." Worte der Sachlichkeit, eine knappe Zusammenfassung für das Unfassbare – und dann kommt der Blick ins Herz. "Mein Papa war die größte Stütze. Er war der beste Vater …", sagt Stefan und sein Stocken verrät den Schmerz.
Es ist eine Liebeserklärung, die sein Sohn nach seiner unweigerlichen Seelenpause auf Peter Kretzschmar anstimmt: "Mein Vater war immer souverän. Wahnsinnig intelligent. Eine Persönlichkeit. So führte er auch seine Mannschaften. Papa hatte stets ein offenes Ohr. Er war der, der mich leitete, den ich jederzeit anrufen konnte. Rückblickend wäre jeder seiner Ratschläge richtig gewesen." Doch der eigenwillige Stefan nahm offenbar nicht jeden an, wie er zugibt. "Unglücklicherweise war ich zu der Zeit oft anderer Meinung und lief dann in meine eigene Sackgasse oder Einbahnstraße, um dann wenig später wieder zurückzukehren."
"Meine Mama war anders als mein Vater"
Mutter Waltraud indes gab den Gegenpol zum sensiblen Papa, erfährt man. "Meine Mama war anders als mein Vater. Hart zu sich selbst, hart zu uns. Teilweise übertrieben hart. Umarmungen waren nicht so ihr Ding", gibt Kretzschmar preis. Der Ursprung lag offenbar in ihrem sportlichen Ehrgeiz in jungen Jahren. "Sie hat immer verdammt viel gearbeitet für ihren Erfolg, die zu ihrer Zeit beste Handballspielerin der Welt zu werden." Den inneren Druck habe sie an ihre Kinder Stefan und Katharina weitergegeben. "Wenn wir im Training nicht das Maximale gaben, ihrer Meinung nach, trieb sie uns an."
"Sie fehlen mir"
Doch Stefan hegt deswegen keinen Groll gegen seine Mutter. Im Gegenteil: "Warum war ich denn so ehrgeizig? Der einzige Grund war meine Mutter. Ich wollte es ihr beweisen und ihren Ansprüchen gerecht werden. Das war nicht leicht." Was bleibt, ist die Liebe zu seinen Eltern, die ihm – beide auf ihre besondere Weise – Wurzeln gegeben haben. "Sie fehlen mir", gibt der Sohn zu. "Ich denke oft, wie schön wäre es, jetzt meinen Papa anrufen zu können."
Verwendete Quelle: bild.de