Vic Morrow: Vater von Hollywoodstar Jennifer Jason Leigh am Set enthauptet
In Hollywood passieren nicht nur unfassbare Geschichten vor der Kamera, sondern auch dahinter. GALA blickt zurück auf die mysteriösesten Todesfälle und Schicksale rund um die Traumfabrik. Diesmal: der tragische Tod von Schauspieler Vic Morrow.
In Hollywood passieren nicht nur unfassbare Geschichten vor der Kamera, sondern auch dahinter. GALA blickt zurück auf die mysteriösesten Todesfälle und Schicksale rund um die Traumfabrik. Diesmal: der tragische Tod von Schauspieler Vic Morrow.
In den frühen Morgenstunden des 23. Juli 1982 flüchtet Schauspieler Vic Morrow, †53, mit zwei Kindern unter seinen Armen vor einem Helikopter, während um ihn herum Explosionen gezündet werden. Die Actionszene des Films "Unheimliche Schattenlichter" (Originaltitel: "Twilight Zone: The Movie") endet in einer realen Katastrophe: Der Hauptdarsteller sowie die beiden Kinderstars werden von dem abstürzenden Hubschrauber getötet. Hinter der unfassbaren Tragödie wird Fahrlässigkeit seitens der Produktion sowie des renommierten Regisseurs vermutet – und es kommt zu einem von Hollywoods aufsehenerregendsten Prozessen aller Zeiten.
Vic Morrow: Er wollte sein großes Schauspiel-Comeback feiern
In den 1950er- und 1960er-Jahren ist Vic Morrow als Schauspieler, Regisseur und Drehbuchautor tätig. Von 1962 bis 1967 übernimmt er in der Serie "Combat!" die Rolle des Sergeant Chip Saunders. Im Anschluss ist der Vater von Aktrice Jennifer Jason Leigh, 62, hin und wieder in Filmen und Serien zu sehen, doch kann nicht so ganz an seine vorherigen Erfolge anknüpfen. 1982 bekommt er mit dem Episodenfilm "Unheimliche Schattenlichter" von Regisseur John Landis, 73, in dem unter anderem auch Dan Aykroyd, 72, mitspielt, seine Chance für ein Comeback auf der großen Leinwand. Doch die Rolle kann seine Karriere nicht retten – sie reißt ihn stattdessen viel zu früh aus dem Leben.
Schrecklicher Vorfall am Set endet in einer Enthauptung
In der Verfilmung der Kultserie "Twilight Zone" mimt Vic Morrow einen Rassisten, der in der Zeit zurückkatapultiert und in verschiedene Situationen versetzt wird, in denen er ein verfolgtes Opfer darstellt: unter anderem als Vietnamese, der von US-Soldaten getötet werden soll. In einer Szene flieht seine Figur in einem vietnamesischen Dorf gemeinsam mit zwei Kindern vor einem Helikopter der US-Armee. Am 23. Juli 1982 trägt Morrow die Kinderdarsteller:innen My-Ca Dinh Le, †7, und Renee Shin-Yi Chen, †6, unter seinen Armen, während der Hubschrauber rund sieben Meter über ihnen schwebt.
Bei den Dreharbeiten dieser Sequenz kommt es zu einem verheerenden Vorfall: Wie unter anderem die "New York Times" damals berichtet, wird der Helikopter von den pyrotechnischen Spezialeffekten erfasst, welche die Rotorblätter zum Schmelzen und den Hubschrauber zum Absturz bringen. Der Heli landet auf dem Schauspieler und den beiden Kindern, die erstmals an einem Film mitgewirkt haben – sie sind sofort tot. Vic Morrow und My-Ca Dinh Le werden enthauptet, Renee Shin-Yi Chen wird von der Maschine zerquetscht. Die Insassen des Hubschraubers werden nur leicht verletzt. Wie konnte es zu dieser furchtbaren Tragödie kommen?
Regisseur John Landis wird wegen fahrlässiger Tötung angeklagt
Der Fall wird von Sgt. Thomas Budds, Sheriff vom L.A. County untersucht. Nach der vierjährigen Ermittlungsphase ist er laut "Los Angeles Times" zu dem Ergebnis gekommen, dass der Helikopter zu niedrig geflogen ist und Regisseur John Landis seine Aufsichtspflicht vernachlässigt habe.
Budds habe seine Beweise zusammengetragen und der Staatsanwaltschaft vorgelegt, um eine Anklage zu empfehlen. Ausschlaggebend für seine Entscheidung sei die Aussage des Kameramanns Steve Lydecker gewesen, der behauptete, Landis habe seine Warnung vor den Gefahren der Spezialeffekte ignoriert. "Wir könnten den Hubschrauber verlieren", soll Landis gescherzt haben – was der Filmemacher vor Gericht allerdings abstreiten wird.
Im Sommer 1986 werden John Landis sowie sein Produktionsleiter, sein Mitproduzent, sein Koordinator für Spezialeffekte und der Hubschrauberpilot wegen fahrlässiger Tötung angeklagt. Zwischen dem tödlichen Vorfall im Sommer 1982 und dem Beginn seines Prozesses bleibt der "Prinz aus Zamunda"-Regisseur ein gefragter Künstler. Er führt Regie bei der erfolgreichen Komödie "Die Glücksritter" und Michael Jacksons, †50, "Thriller"-Video. Auch der "Twilight Zone"-Film wird veröffentlicht, die Hubschrauberszene wird rausgeschnitten.
BS: Schauspielstars, die während Dreharbeiten gestorben sind
Filmemacher muss sich vor Gericht verantworten
Vor Gericht werden laut "Los Angeles Times" auch My-Ca Dinh Les und Renee Shin-Yi Chens Eltern befragt. Ihnen sei nicht mitgeteilt worden, dass ihre Kinder Teil einer Actionszene sein werden, die Explosionen sowie einen tieffliegenden Hubschrauber beinhaltet. Hinzu kommt, dass die verhängnisvolle Szene gegen 2:30 Uhr nachts gedreht wurde – zu diesem Zeitpunkt hätten die jungen Kinder gar nicht vor der Kamera stehen dürfen. Damit hat der "Blues Brothers"-Regisseur gegen das Arbeitsrecht verstoßen.
Außerdem wird vor Gericht der Vorwurf erhoben, dass der Stunt mangelhaft geplant und ausgeführt wurde. Nach einer zehnmonatigen Verhandlung spricht die Jury die fünf Angeklagten jedoch frei. "Man belangt niemanden für unvorhersehbare Unfälle", sagt der Vorsitzende der Jury bei der Urteilsverkündung. Sgt. Thomas Budds betont nach dem Prozess, dass sich die Jury von der Hollywood-Szene habe blenden lassen. "Sie haben die Verantwortung, Kinder zu schützen, völlig übersehen", sagt Budds gegenüber der Publikation und fügt hinzu: "Es ist eine Sache, wenn Vic Morrow sich unter dem Hubschrauber aufhält, aber kleine Kinder in diese Situation zu bringen, ist einfach skrupellos."
Jennifer Jason Leigh muss Abschied von ihrem Vater nehmen
Bei der unvergleichbaren Tragödie hat Jennifer Jason Leigh ihren Vater verloren. Die mehrfach oscarnominierte Schauspielerin stammt aus Vic Morrows Ehe mit Barbara Turner, †79. Die "The Hateful Eight"-Darstellerin ist erst 20 Jahre alt, als sie von ihrem Papa Abschied nehmen muss.
"Die Tragödie schlägt in einem Augenblick zu, aber der Film ist unsterblich. Vielleicht können wir uns mit dem Wissen trösten, dass Vic durch seine Arbeit auf der Bühne, im Fernsehen und im Film für immer lebt", sagt Regisseur John Landis bei der Beerdigung von Vic Morrow. Für Jennifer Jason Leigh lebt ihr Vater nach dem traumatisierenden Vorfall am Set nur in ihren Erinnerungen weiter.
Verwendete Quellen: nytimes.com, latimes.com, history.com