Hugo Egon Balder wird 75: Pionier des Trash-TV feiert Geburtstag
Hugo Egon Balder ist einer der schillerndsten Vögel der deutschen Unterhaltungsbranche. Heute wird der eigenwillige Entertainer 75.

Hugo Egon Balder ist einer der schillerndsten Vögel der deutschen Unterhaltungsbranche. Heute wird der eigenwillige Entertainer 75.
Um das deutsche Fernsehpublikum mit knalliger Unterhaltung zu versorgen, gab Hugo Egon Balder, 75, in seiner langen Karriere immer alles - und war sich dabei für fast nichts zu schade. Mit schrägen Formaten wie "Tutti Frutti" und "Alles Nichts Oder?!" prägte er in den frühen 1990ern die wilden Anfangszeiten des Privatfernsehens wie kaum ein anderer mit. Auch mit 75 Jahren gehört er immer noch zu den prominentesten Spaßvögeln der TV-Szene.
Anfänge als Krautrocker und Schlagerstar
Auch wenn sich der 1950 in West-Berlin geborene Entertainer seinen Ruhm vor allem auf dem Feld der klamaukigen Fernsehunterhaltung erworben hat, ist er doch ein Mann vieler Talente.
In seine Karriere startete er Ende der 1960er Jahre zunächst als Musiker. Schon mit 15 trommelte er in diversen Beat-Combos und gehörte 1967 als Schlagzeuger zu den Gründungsmitgliedern der Krautrock-Kultband Birth Control. Kurz vor dem internationalen Durchbruch der psychedelischen Musikgruppe stieg er dort jedoch 1968 wieder aus, um fortan selbst ganz vorne im Rampenlicht zu stehen.
Nach einem abgebrochenen Grafik- und Kunststudium absolvierte er ab 1970 eine Ausbildung an der privaten Schauspielschule der UFA-Legende Else Bongers (1901-1993) in Berlin und gehörte dann zwischen 1973 und 1979 dem Ensemble des renommierten Berliner Schillertheaters an, wo er sein komödiantisches Talent und seine Vorliebe für Improvisation entdeckte.
Ab 1985 wirkte er beim Düsseldorfer Kabarett "Kom(m)ödchen" mit, wo er zusammen mit der Kabarettistin Lore Lorenz (1920-1994) und der späteren TV-Legende Harald Schmidt, 67, Programme auf die Bühne brachte. Nebenbei versuchte er sich als humoristischer Schlagersänger und landete mit Gaga-Songs wie "Schwarzfahren" (1982) oder "Erna kommt" (1984) sogar den ein oder anderen Hit.
Nach dem Start des Privatfernsehens im Jahr 1984 wurden von den ersten privaten TV-Sendern händeringend flexible und möglichst kostengünstige Moderationstalente gesucht, zu denen bei RTL plus in diversen Formaten bald auch Hugo Egon Balder ins Spiel kam.
Durchbruch mit Comedy-Quatsch und "Tutti Frutti"
Seinen großen Durchbruch feierte dieser dort ab 1988 an der Seite von Hella von Sinnen, 66, mit der schrillen Comedy-Spielshow "Alles Nichts Oder?!", einem anarchistischen "Kindergeburtstag für Erwachsene", in dessen Finale stets Torten in die Gesichter der Moderatoren oder prominenten Gäste flogen.
Als Moderator der ersten deutschen Erotik-Spielshow "Tutti Frutti" schrieb er dann zwischen 1990 und 1993 endgültig Fernsehgeschichte. In dem legendär billig produzierten Format ließen die Kandidaten die Hüllen fallen, um Punkte zu sammeln. Für zusätzliche Nacktheit sorgte das freizügige "Ballett Cin Cin", einer Gruppe von sechs Models, die - passend zum Titel der Sendung - jeweils eine bestimmte Frucht repräsentierten.
Der "Bild" erklärte Balder später zu der denkwürdigen Striptease-Show: "Damals war die Sendung ja einer der ersten richtig dicken Skandale im Fernsehen. Was haben wir da Gegenwind bekommen. Wir waren ja quasi die Alleinschuldigen für den Untergang der Abendunterhaltung." Dem fügte er stolz hinzu: "Aber den Leuten hat's gefallen".
Nach dem durchschlagenden Erfolg von "Tutti Frutti" moderierte der Entertainer bei RTL in den weiteren Jahren weitere obskure Formate wie "Fata Morgana - Die wüste Orientshow", wurde jedoch auch hinter den Kulissen als Produzent tätig. Vor allem mit der Comedy-Reihe "RTL Samstag Nacht" verdiente er sich erstmals abseits des Trash-TV mediale Lorbeeren.
TV-Dauerbrenner "Genial daneben"
Vor der Kamera konnte er jedoch erst nach seinem Wechsel zu Sat.1 im Jahr 2003 an seine großen Erfolge anknüpfen. Vor allem das von ihm konzipierte Comedy-Quiz "Genial daneben" entwickelte sich zu einem echten Dauerbrenner. Auf die zwischen 2003 und 2011 produzierte Originalfassung sollten weitere Neuauflagen folgen, bis heute sorgt Hugo Egon Balder dort zuverlässig für spaßige Unterhaltung.
Den Vorwurf, dass diese oftmals trashig und infantil gestaltet sei, lässt der TV-Star stets unbeeindruckt an sich abprallen. Dem "Spiegel" sagte er einst dazu: "Ich mach einfach nur Quatsch, ich mach einfach nur Unterhaltung. Wenn Leute den ganzen Tag hart gearbeitet haben, dann wollen sie sich abends auch einfach mal unterhalten lassen." In seiner Karriere habe er viel ausprobiert und dadurch auch einige Flops erleiden müssen. In dieser Hinsicht sei sein Motto: "Selbst wenn die Leute es Scheiße finden, was man macht, müssen sie wenigstens merken, dass es ehrliche Scheiße ist".