Jana Wosnitza: "Die Prognose, die wir gerade leben, gab es so nicht"
Als Sportmoderatorin glänzt Jana Wosnitza selbst zu später Stunde vor der Kamera. Dabei lässt sich die Journalistin nie anmerken, welch schwere Rückschläge sie privat verkraften muss. Im GALA-Interview schildert sie erschütternde Details zum Krebskampf ihrer Mutter.
Als Sportmoderatorin glänzt Jana Wosnitza selbst zu später Stunde vor der Kamera. Dabei lässt sich die Journalistin nie anmerken, welch schwere Rückschläge sie privat verkraften muss. Im GALA-Interview schildert sie erschütternde Details zum Krebskampf ihrer Mutter.
Als Jana Wosnitza, 30, im Sommer 2023 zur neuen Moderatorin der NFL-Übertragungen bei RTL auserkoren wurde, herrschte zunächst große Skepsis in der American-Football-Community. Niemand ahnte von ihnen, welche Strapazen bereits hinter der jungen Frau lagen. Seit dem Jahr 2017 kämpft Wosnitzas Mutter gegen ihren Brustkrebs – und ihre Tochter kann dabei nur zusehen.
Jana Wosnitza im GALA-Interview über den Krebskampf ihrer Mutter
GALA: Du hast bereits während deiner "Let’s Dance"-Teilnahme offen über die Krebserkrankung deiner Mutter gesprochen. Wie geht es ihr aktuell?
Gut, aber es ist ein Auf und ein Ab. Wir hatten jetzt wieder einen Zwischenfall, bei dem sie erneut ins Krankenhaus musste, weil sie so starke Nebenwirkungen von ihren Therapien hatte. Das haben wir wieder abgefangen, aber jetzt tun sich eben neue Baustellen auf. Sie ist chronisch krank. Der Krebs ist mittlerweile ein Teil unseres Lebens und deswegen ist er auch ein ständiger Begleiter. Insgesamt würde ich die Lage aber als sehr, sehr positiv bewerten, weil wir immer schauen, woher wir kommen. Die Prognose, die wir gerade leben, die gab es so nicht.
Die erste Brustkrebs-Diagnose hat deine Mutter bereits im Jahr 2017 erhalten. Wie ging es danach weiter?
Nachdem sie zum ersten Mal an Brustkrebs erkrankte, dachten wir, sie hätte ihn besiegt, da sich der Krebs gut behandeln ließ. Vier Jahre später, 2021, entdeckten die Ärzte jedoch ein Rezidiv [ein neuer Tumor, der nach einer erfolgreichen Behandlung an derselben Stelle wieder auftaucht, Anm.d.Red.]. Das ist von einer Routineuntersuchung auf die nächste komplett explodiert, dann hat es gestreut. Sie hatte unter anderem Metastasen in der Lunge und in den Lymphknoten unterm Arm.
Als Angehörige ist das eine nervenaufreibende Zeit. Woher hast du die Kraft genommen weiterzumachen?
Meine Mama und ich sind wirklich sehr eng und vertraut, deswegen ist immer ein Teil des Kopfes bei ihrer Situation. Ich glaube aber auch, dass es extrem wichtig ist, sich zwischendurch abzulenken – das haben wir auch gemeinsam gemacht. Sobald wir Zeit hatten, haben wir uns ein paar Tage genommen und sind nach Mallorca geflogen. Du musst ja auch aus irgendetwas wieder Kraft schöpfen, damit du weißt, wofür du das alles eigentlich machst. Ich habe immer darauf geachtet, dass ich stehe und stabil bin, denn ich war der Halt für meine Mama. Es ist ähnlich wie im Flieger: Du musst darauf achten, dass du dir selbst erst einmal die Sauerstoffmaske aufsetzt, bevor du sie einem anderen aufsetzt. Wenn ich auch noch weggebrochen wäre, hätte uns das beiden nicht geholfen. Da war mein Job, der meine Energie- und Kraftquelle ist, ein Anker für mich.
Dein Beruf verlangt jedoch auch von dir, stets mit einem Lächeln vor der Kamera zu stehen. Wie schaffst du das in schweren Zeiten?
Man weiß erst, wie stark man ist, wenn Starksein die einzige Option ist, die man hat. Das ist eine Lehre, die ich aus der Krankheit meiner Mutter gezogen habe. Für mich war es immer das Worst-Case-Szenario, dass meiner Mama etwas zustoßen könnte, und wenn das eintrifft, dann lernst du dich neu kennen. Dann lernst du deine eigene Stärke nochmal neu kennen. Zum anderen ist es aber auch das eigene Mindset und wie man die Situation annimmt. Ich sehe meinen Job als Chance, um nicht in der Traurigkeit oder in der Angst zu versinken. Fakt ist, wir müssen da durch. Wir können jetzt nur entscheiden: Machen wir das mit einem Lächeln oder einem schmerzverzerrten, traurigen Gesicht? Ich habe mich für Erstes entschieden und mir hat es geholfen.
Ist deine Mutter dein größtes Vorbild?
Ja, gerade was Stärke angeht. Meine Mama ist eh sehr tough. Ich habe sie davor schon dafür bewundert, wie gut sie alles meistert. Jetzt umso mehr. Selbst als Angehöriger von Betroffenen kannst du nicht nachempfinden, was die Person durchmacht.
Ich habe mir so oft gewünscht, dass ich ihr ein bisschen von diesem Leid abnehmen kann. Das ist so schlimm mitanzusehen, durch was die Betroffenen durchmüssen. Das kann man nur bewundern und davor den Hut ziehen.
Das hat mir auch gelehrt, viel sanftmütiger zu sein. Wir wissen nie, was Menschen durchmachen. Man kann den Menschen immer nur vor den Kopf schauen. Es gibt noch so viele andere schreckliche Krankheiten, zum Beispiel psychische Krankheiten, die wir nicht sehen. Wir sollten auch da weniger von außen urteilen.
Gehst du regelmäßig zur Krebsvorsorge?
Auf jeden Fall. Ich bekomme seit meinem 30. Lebensjahr eine noch ausführlichere Vorsorge als andere 30-Jährige, weil wir eine sehr hohe Krebsrate in der Familie haben.
"Ich brauche irgendeine Form von Stabilität"
Hast du in dieser schweren Zeit auch darüber nachgedacht, dich in Therapie zu begeben?
Ich habe mir diese Option der Therapie immer bewusst offengehalten, als Joker sozusagen, den ich jederzeit bereit gewesen wäre zu ziehen, wenn ich selbst mit meinen Methoden nicht mehr weitergekommen wäre. Mir haben die vielen Gespräche mit meiner Mama und meinem Umfeld sehr geholfen. Yoga und vor allem Meditieren hat mir viel Kraft gegeben. Das waren meine Methoden, damit klar zu kommen. Nichtsdestotrotz war ich immer offen, die Option der Therapie zu sehen und mir auf dem Wege Unterstützung zu suchen. Schaden tut es definitiv nicht, auch ohne einen solchen Schicksalsschlag. Es ist so wichtig, dass man sich mental genauso gut aufstellt wie körperlich.
Was tust du privat, um deine mentale Gesundheit aufrechtzuerhalten?
Für mich ist es definitiv der Sport. Ich habe als Selbstständige keinen klassisch definierten Alltag und ich brauche irgendeine Form von Stabilität, die ich im Sport finde. Ich habe meine Morgenroutine: Ich stehe auf, gehe zum Spinning, Yoga oder Pilates, hole mir danach meinen Kaffee, strukturiere für mich den Tag und gehe vielleicht noch eine kleine Runde spazieren. Das ist mir ganz wichtig.
Es ist sicher auch ein gutes Ventil, um Stress abzubauen. Aber was hilft dir in einzelnen Situationen, in denen die Nervosität unerträglich ist – wie vielleicht vor der Aufnahme einer Sendung?
Mir hilft es, mich auf meine Atmung zu konzentrieren. Und wenn ich mit Nervosität zu kämpfen habe, versuche ich aus der Situation einen Schritt herauszugehen und in die Vogelperspektive zu wechseln. Dann denke ich zum Beispiel an die Spinning-Session am nächsten Morgen und meinen Kaffee. Der nächste Morgen kommt so oder so, ganz unabhängig davon, wie die Situation läuft, die einen unter Stress setzt.
Shitstorms? Fehlanzeige! "Instagram ist ein positiver Ort für mich"
Gerade die Erwartungshaltung von außen kann Druck auf einen ausüben. Erlebst du oft Shitstorms in den sozialen Medien?
Ich habe das Glück, so gut wie gar keine Hasskommentare oder Shitstorms zu erleben. Als ich mit einer Freundin kürzlich in Wien war, habe ich mir eine Designer-Handtasche gekauft und dachte: Wenn ich das jetzt auf Social Media poste, fliegt mir alles um die Ohren und der Shitstorm ist vorprogrammiert. Ist mir aber egal, ich mache es trotzdem. Dann habe ich ein Bild von der großen Einkaufstüte geteilt und dazu geschrieben: "Zählt das noch als 'Let’s Dance'-Belohnung, drei Monate später?" Mein Postfach war voll mit: "Natürlich zählt das, das hast du dir verdient, wenn nicht du, wer dann, zeig uns die Tasche, wie schön, wir freuen uns für dich".
Da habe ich mir zuerst selbst an die Nase gefasst, dass ich meiner Community vorgegriffen habe, wie sie reagieren würden, weil ich meinen eigenen Prinzipien nicht treu geblieben bin.
Außerdem hat es mich in meiner Grundhaltung ermutigt, bei Social Media so authentisch wie möglich zu bleiben. Wenn deine Community dich kennt, dann ist sie auch super wohlwollend mit dir – und das kann ich bei meiner wirklich behaupten. Ich habe so wenig mit Hassnachrichten oder negativen Kommentaren zu tun, Instagram ist ein positiver Ort für mich.
Wie hast du die kritische Haltung dir gegenüber wahrgenommen, als du dem NFL-Team bei RTL beigetreten bist?
Alles war in dem Moment neu, ein neuer Sender, ein neues Team, eine neue Moderatorin. Ich glaube, da hat sich aller Unmut und Skepsis, die die Zuschauer hatten, an der Personalie Jana als Frau und Moderatorin abgearbeitet. So habe ich es für mich zumindest verarbeitet. Wie schnell die Kritik dann wieder abgeebbt ist, zeigt mir, dass es wenig Tiefe hatte. Da bin ich auch Sportlerin durch und durch: Skeptiker sind für mich nur ein weiterer Ansporn, um zu zeigen, dass ich das richtig gut mache.
Gibt es denn ein Vorurteil bzw. einen Irrtum, in dem du oft falsch eingeschätzt wirst?
Was ich immer wieder in meinem Leben feststelle, ist, dass ich oft von Menschen, die mich gar nicht kennen, anfangs gerne unterschätzt werde. Aber ich liebe das, denn damit kann ich die Menschen überraschen. Ich mag es mittlerweile unterschätzt zu werden, ich mag es, in der Underdog-Rolle daherzukommen.