Psychologie: Kann eine negative Einstellung ein Zeichen von Intelligenz sein?

Bloß schön positiv bleiben und denken! Ein optimistischen Mindset sorgt dafür, dass Menschen zufriedener, sympathischer und sicher auch klüger sind, richtig? Laut einer Studie ist das Gegenteil der Fall: Pessimistisch denkende Menschen sind offenbar sogar intelligenter als ewige Optimist:innen.

Jan 20, 2025 - 16:17
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Psychologie: Kann eine negative Einstellung ein Zeichen von Intelligenz sein?

Bloß schön positiv bleiben und denken! Ein optimistischen Mindset sorgt dafür, dass Menschen zufriedener, sympathischer und sicher auch klüger sind, richtig? Laut einer Studie ist das Gegenteil der Fall: Pessimistisch denkende Menschen sind offenbar sogar intelligenter als ewige Optimist:innen.

Überall wo wir hingucken ist von Optimus die Rede. Gerade in schwierigen Zeiten ist es oft wichtig, den Mut nicht zu verlieren und auch dann etwas Positives im Leben zu finden, wenn eigentlich vieles dagegen spricht. Zumindest wird das vor allem in den sozialen Medien gepredigt.  Optimistische Menschen finden wir grundsätzlich oft netter als ewige Miesepeter, und glücklicher sollen sie auch sein. Aber sind sie auch intelligenter? Laut Wissenschaft lautet die Antwort darauf: nein. Denn zumindest übermäßig optimistische Menschen, die immer vom bestmöglichen Ergebnis ausgehen, sind offenbar sogar weniger klug als Personen, die etwas mehr Realismus – und vielleicht sogar Pessimismus – walten lassen.

Studie untersucht Zusammenhang von Optimismus und Intelligenz 

Dr. Chris Dawson, der an der University of Bath in England in den Bereichen Marketing, Business und Gesellschaft lehrt, hat genau diesen Umstand in einer Studie untersucht. Er hat dafür Daten einer repräsentativen britischen Langzeitstudie ausgewertet, die auf Angaben aus mehr als 36.000 Haushalten basiert.

Der Forscher ist unter anderem der Frage nachgegangen, wie sich die Erwartungen der Menschen an ihre finanzielle Entwicklung zu ihrer tatsächlichen finanziellen Situation verhält – und wie ihre Intelligenz in diese Gleichung einfließt. Dafür analysierte Dr. Dawson das flüssige Denken, die sprachliche Gewandtheit, das Zahlenverständnis und das Gedächtnis der teilnehmenden Personen.

Diese Personen sind am schlausten 

Im Rahmen seiner Forschungsarbeit fand der Wissenschaftler einen Zusammenhang zwischen geringen kognitiven Fähigkeiten und übertriebenem Optimismus. Das heißt also: Wer vor allem sich selbst und die eigenen Skills stark überschätzt und sehr positiv in die Zukunft blickt, ist vermutlich weniger schlau als andere.

Am intelligentesten, so Dr. Dawson, sind Menschen, bei denen die Wahrscheinlichkeit für "Realismus" um 22 Prozent erhöht war und die für "extremen Optimismus" um 35 Prozent niedriger. Solche Personen hatte eher negative Erwartungen an die Zukunft, waren im Schnitt allerdings klüger.

Falsche Entscheidungen durch zu viel Optimismus

Diese Korrelation kann sich laut Studienautor Chris Dawson dabei vor allem auf finanzielle Entscheidungen auswirken. Menschen, die beispielsweise ihre eigene Gehaltsentwicklung zu optimistisch einschätzen, kaufen möglicherweise basierend auf dieser Annahme eine Immobilie, die sie sich eigentlich gar nicht leisten können. Wer pessimistischer auf die eigenen Finanzen blickt, trifft eher konservative Entscheidungen – und könnte am Ende besser dastehen, da er bedachter und vorsichtiger handelt.

Personen, die von Natur aus sehr optimistisch sind, haben offenbar auch eine Neigung dazu, das Eintreten von negativen Ereignissen zu unterschätzen – auch wenn es um die Folgen ihres eigenen Handelns geht. Sie rechnen also nicht damit, dass sie krank werden, und rauchen deshalb möglicherweise eher, trinken mehr Alkohol und ernähren sich ungesünder.

Heißt das nun, dass wir alle zu Pessimist:innen werden sollen? Natürlich nicht. Denn der Zukunft wohlwollend entgegenzublicken, kann uns zu zufriedeneren und entspannteren Menschen machen. Wie so oft im Leben geht es auch darum, die goldene Mitte zu finden. Vielleicht gelingt es uns, eine grundsätzlich positive Einstellung zu unserem Leben und der Zukunft zu entwickeln, uns aber gleichzeitig eine gesunde Dosis Realismus zu bewahren – gerade, wenn es um Themen wie unsere Gesundheit oder Geld geht.

Verwendete Quellen: spektrum.de, journals.sagepub.com, neurosciencenews.com