Hansi Flick: Rekordtrainer feiert 60. Geburtstag

Trainer der Superlative: Hansi Flick hat alles gewonnen, was es gibt - aber er ist auch tief gefallen. Am 24. Februar wird er 60 Jahre alt.

Feb 24, 2025 - 08:33
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Hansi Flick: Rekordtrainer feiert 60. Geburtstag

Trainer der Superlative: Hansi Flick hat alles gewonnen, was es gibt - aber er ist auch tief gefallen. Am 24. Februar wird er 60 Jahre alt.

Jahrelang war Hansi Flick immer der Mann im Hintergrund. Als Co-Trainer von Jogi Löw, 65, gewann er mit der deutschen Nationalmannschaft die Weltmeisterschaft, die Lorbeeren sahnte ein anderer ab. Sportdirektor des DFB, Co-Trainer beim FC Bayern - das große Rampenlicht gab es für den bescheidenen Coach nicht. Bis sich im November 2019 alles änderte: Flick wurde Cheftrainer beim FC Bayern München und schrieb eine Erfolgsgeschichte mit Höhen und Tiefen, die ihresgleichen sucht. Am 24. Februar feiert der Rekord-Coach seinen 60. Geburtstag.

Spielerkarriere mit 28 Jahren beendet

Geboren wurde Hans-Dieter Flick 1965 in Heidelberg. Bereits mit fünf Jahren stand der kleine Hansi auf dem Fußballplatz und war Fan des FC Bayern München. "Wenn wir als Kinder Fußball gespielt haben, wollte ich immer Gerd Müller sein", erzählte Flick einst im "Tages-Anzeiger". Es folgten Stationen über Teams wie den BSC Mückenloch und den SV Sandhausen, bevor er mit 20 Jahren tatsächlich bei seinem Herzensverein unterschrieb. Fünf Jahre und 100 Bundesligaspiele blieb er beim FC Bayern, vier Meisterschaften und den DFB-Pokal gewann er.

Danach wechselte Flick zum 1. FC Köln. Doch schon nach drei Jahren und mit nur 28 Jahren beendete er dort schließlich seine aktive Spielerkarriere. Zu viele langwierige Verletzungen machten es ihm unmöglich, weiter zu kicken. In der Rückschau vielleicht ein Glücksgriff, denn als Trainer sollte Flick noch viel größere Erfolge schreiben. 2003 erwarb er seinen Trainerschein und arbeitete für die TSG Hoffenheim und für Red Bull Salzburg - 2006 holte ihn Jogi Löw schließlich als Co-Trainer zur deutschen Fußballnationalmannschaft.

Weltmeister mit dem DFB

Damit war ein legendäres Trainerduo geboren, das bis heute unangefochten ist. Löw, Flick und die DFB-Elf waren quasi nicht zu stoppen: 2008 wurden sie Vize-Europameister, 2010 Dritter bei der Weltmeisterschaft. 2014 erreichte Flick/Löw seinen Höhepunkt, als Deutschland im WM-Finale gegen Argentinien mit 1:0 zum Weltmeister wurde. "Ich gelte als zurückhaltend und leise. Aber die Leute täuschen sich. In der Kabine konnte ich richtig laut werden", erinnerte sich Flick im Interview mit der "Zeit" zurück an die Zeit als Co-Trainer. Der WM-Titel habe ihm "Glücksgefühle" verliehen und "für alle Mühen" entschädigt.

Kurz darauf verließ Hansi Flick die Trainerbank vorerst und wurde Sportdirektor beim DFB und Geschäftsführer Sport der TSG Hoffenheim, bis er zur Saison 2018/19 "nach Hause" zurückkehrte und an der Seite von Niko Kovač, 53, Co-Trainer beim FC Bayern wurde.

Der FC Bayern bleibt immer "sein Verein"

"Es ist ein offenes Geheimnis: Mein Verein war schon immer der FC Bayern München", beschreibt der Trainer seine Verbindung zu dem Rekordmeister in seinem Buch "Im Moment - Über Erfolg, die Schönheit des Spiels und was im Leben wirklich zählt". Kovačs Rauswurf 2019 sorgte schließlich dafür, dass er zum Interimstrainer ernannt wurde. Doch Flick erzielte so gute Leistungen mit den Bayern, dass er bleiben durfte - und erneut Geschichte schrieb.

Als zweiter Trainer aller Zeiten gelang es ihm 2020, das Sextuple zu holen, also die Meisterschaft, den nationalen Pokal, die Champions League, den nationalen Supercup, den UEFA Super Cup und die Klub-Weltmeisterschaft. Flick und der FCB stellten mit einer Siegquote von 81 Prozent und einem Schnitt von 2,55 Punkten pro Spiel in allen Wettbewerben einen Rekord nach dem nächsten auf. Doch der Super-Coach blieb bescheiden: "Man muss auch mal andere Teile des Klubs im Rampenlicht stehen lassen, die es auch verdient haben. Ich persönlich brauche das Rampenlicht nicht", betonte er im Interview mit "France Football".

Trotz der Erfolge sollte Flicks Vertrag aufgrund von Unstimmigkeiten mit dem damaligen Bayern-Sportdirektor Hasan Salihamidžić, 48, 2021 nach dem siebten Bayern-Titel in eineinhalb Jahren vorzeitig aufgelöst werden. "Ich habe es mir nicht anmerken lassen, aber den FC Bayern als Trainer zu verlassen, hat mir sehr wehgetan", schrieb er dazu in seinem Buch. Allerdings hätte es gegen seine Prinzipien verstoßen, als Cheftrainer weiterzumachen. Die Liebe zum Verein sei aber weiterhin ungebrochen, unterstrich er im Interview mit dem Mitgliedermagazin "51": "Ich hatte hier als Spieler die schönste Zeit, durfte als Trainer großartige Erfolge feiern. Der FC Bayern ist mein Verein."

Rekorde auch als Bundestrainer - aber negative

Doch auf Hansi Flick wartete schon die nächste große Aufgabe: Es ging zurück zum DFB, denn nach dem Abschied von Jogi Löw wurde er zum Cheftrainer ernannt. Flick zeigte sich ob dieser großen Aufgabe wiederum bodenständig: "Sie kennen doch mein Credo aus meiner Zeit bei Bayern München: Es geht hier nicht um mich. Wir sind ein Trainerteam", betonte er gegenüber dem "Tages-Anzeiger".

Die Zeit mit der Nationalmannschaft verlief dann zwar auch wieder rekordreich - aber anders als gewünscht. Flick wollte die Mannschaft endlich wieder auf Kurs bringen und stellte mit acht Auftaktsiegen auch zunächst einen positiven Rekord auf. Doch dann ging es rapide bergab. Zum zweiten Mal in Folge schied der DFB bei der WM 2022 in der Vorrunde aus. Es hagelte heftige Kritik für Flick. Das Fußballfachblatt "kicker" bezeichnete ihn gar als untragbar, wenn er solche "turnierentscheidenden Fehler" mache.

Der traurige Höhepunkt Flicks Laufbahn als Bundestrainer war im September 2023 die 1:4-Niederlage gegen Japan. "Ich bin der richtige Trainer", bekräftigte er seine Position nach der Blamage noch, doch das sollte nichts helfen. Bereits am nächsten Tag wurde Flick freigestellt - als erster Bundestrainer in der Geschichte des deutschen Fußballs. Die "Sportschau" beschrieb ihn in einem Kommentar als "überfordert und beratungsresistent", die Entlassung sei "längst überfällig" gewesen.

Neuanfang in Barcelona

Nach dieser schweren Zeit wurde es zunächst ruhig um Hansi Flick. Inzwischen ist er wieder da: Mit dem FC Barcelona soll es jetzt klappen. Dort will er seinen angekratzten Ruf wieder geradebiegen, und zeitgleich den einst so erfolgsverwöhnten Verein aus der Krise führen. Für den Coach erfüllt sich mit dem neuen Job wiederum ein Lebenstraum: "Als ich begonnen habe, Trainer zu sein, habe ich Barça verfolgt, denn Barça spielte einen fantastischen Fußball. Ich bin sehr glücklich, hier zu sein. Es ist unglaublich, was wir erleben", erklärte er im Interview mit dem hauseigenen Sender "Barça TV". Schon 2006 habe er auf der Tribüne im Camp Nou gesessen und gewusst: "Eines Tages will ich hier trainieren. Das ist das, was ich sagte: 'Eines Tages will ich hier Trainer sein.' Und das habe ich geschafft."

Aktuell sieht es auch wirklich gut aus: Hansi Flick befindet sich mit dem FC Barcelona auf dem Weg an die La-Liga-Spitze. Zu wünschen wäre ein weiteres Erfolgserlebnis dem Ausnahme-Trainer allemal.