Oscar-Hass auf Horrorfilme geht weiter: Dieser Preis hätte an jemand anderen gehen sollen
Was als große Horror-Hoffnung galt, wurde bei den Oscars erneut übergangen – und das altbekannte Muster setzt sich fort.

Was als große Horror-Hoffnung galt, wurde bei den Oscars erneut übergangen – und das altbekannte Muster setzt sich fort.
Eine weitere Oscarverleihung ist vorbei – und somit auch ein weiteres Jahr der Horror-Ignoranz der Academy. Coralie Fargeats Body-Horror-Meisterwerk „The Substance“ gab Horror-Enthusiast*innen wie mir große Hoffnung, dass Horror endlich mehr von der renommierten Preisverleihung wertgeschätzt wird.
„The Substance“ erhielt fünf Nominierungen, darunter vier in den sogenannten Big Five: Bester Film, Beste Regie, Bestes Originaldrehbuch und Beste Hauptdarstellerin (Demi Moore). Gewonnen hat er jedoch nur den Oscar für Bestes Make-up und beste Frisuren – verdient, aber dennoch ein Trostpreis. Es bleibt der bittere Beigeschmack, dass Horror – egal wie brillant inszeniert oder gespielt – in den großen Kategorien kaum eine Chance bei den Oscars hat.
Demi Moore wurde für ihre herausragende Leistung als Elisabeth Sparkle mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit einem Golden Globe und einem SAG-Award. Viele – mich eingeschlossen – rechneten fest mit ihrem Oscar-Sieg. Stattdessen ging die Auszeichnung überraschend an Mikey Madison für „Anora“ – ebenfalls wohlverdient, doch Moores Ignorierung reiht sich in ein altbekanntes Muster ein.
Alle Gewinner*innen der diesjährigen Oscarverleihung seht ihr hier im Video:
Deswegen hätte „The Substance“ mehr Oscar-Ansehen verdient
Auch wenn ihr eine Oscarauszeichnung verwehrt wurde, verliert Moores Darbietung in „The Substance“ keinesfalls an Wert: Sie hat mit ihrer Darstellung der Elisabeth Sparkle eine der besten Leistungen, wenn nicht DIE beste ihrer Karriere abgeliefert – eine Rolle, die ihr nicht nur emotional, sondern auch physisch alles abverlangt hat. Ihre Transformation war intensiv, verstörend und dennoch zutiefst menschlich.
Mich hat in den vergangenen Wochen zutiefst berührt, zu sehen, wie viel Moore an ihrer Rolle in „The Substance“ liegt und wie sie sich mit ihr identifiziert. Dies wird ebenfalls deutlich in ihrem ersten Instagram-Beitrag nach der Oscarverleihung:
„Da die Preisverleihungssaison nun zu Ende geht, bin ich überwältigt von Dankbarkeit für diese Reise. Es war die Erfahrung meines Lebens – und wir fangen gerade erst an! Ich bin unendlich dankbar für mein Team, meine Mitnominierten und alle, die diese Zeit so voller Freude und Licht gestaltet haben.
Danke an die Besetzung, die Crew und die Fans von ‚The Substance‘ – [an meinen Co-Star] Margaret Qualley und Coralie Fargeat, es war eine Ehre, mit euch zu arbeiten, von euch zu lernen und diesen Film mit euch zu feiern.
Und einen riesigen Glückwunsch an Mikey Madison – ich kann es kaum erwarten, zu sehen, was du als Nächstes machst!“
„The Substance“ war in vielerlei Hinsicht ein Meilenstein, nicht nur für Moores Karriere, sondern auch für das Horror-Genre: ein mutiger, stilistisch einzigartiger Film, der Body-Horror mit tiefgreifender Gesellschaftskritik verband. Man kann nur hoffen, dass sich diese Ignoranz der Oscars in Zukunft ändert und dass Filme wie „The Substance“ als ernstzunehmende cineastische Errungenschaften wahrgenommen werden. Vielleicht braucht es einfach noch mehr Regisseur*innen wie Coralie Fargeat, die sich furchtlos in das Genre wagen und zeigen, dass Horror längst mehr ist als nur blutige Effekte – sondern echtes Kino.