Roland Kaiser: "Ich bin niemand, der sich für so wichtig nimmt"
Roland Kaiser zählt zu den ganz Großen in der Schlagerwelt. Ausverkaufte Tourneen und unzählige Alben sind der Beweis für seinen Erfolg. Im Interview mit GALA spricht der Musiker über sein neues Album, warum gendern wichtig ist und wie seine Kinder auf seine Songs reagieren.
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Roland Kaiser zählt zu den ganz Großen in der Schlagerwelt. Ausverkaufte Tourneen und unzählige Alben sind der Beweis für seinen Erfolg. Im Interview mit GALA spricht der Musiker über sein neues Album, warum gendern wichtig ist und wie seine Kinder auf seine Songs reagieren.
Er setzt zum Marathon und nicht zum Sprint an: Roland Kaiser, 72, ist nicht nur musikalisch erfolgreich und seit Jahrzehnten nicht mehr aus der Schlagerwelt wegzudenken, sondern auch ein Mensch, der sich offen für wichtige Themen ausspricht, die unsere Gesellschaft bewegen. Im Interview mit GALA spricht Kaiser über das Gendern, seine Kinder und die Klänge seiner Songs vom neuen Album "Marathon" (Erscheinungsdatum: 7. Februar 2025).
Dieser Song trifft seine persönliche Intention – und seine Kinder
GALA: Woran orientieren Sie sich bei Ihren Sounds?
Roland Kaiser: In den Umsetzungen, den Ideen, den Sounds und den Arrangements orientieren wir uns sehr am amerikanischen Markt. Ich glaube, dass dort die Benchmark in dieser Hinsicht liegt. Wir versuchen, dass das, was wir machen, so zeitgemäß und so qualitativ wie möglich klingt. Es sind die aktuellen Lieder, an denen wir uns orientieren – sei es Justin Timberlake, Coldplay oder Taylor Swift. Das muss man versuchen hinzukriegen, dass auch das in unserer Sprache, in der Musik, die wir machen, so gut klingen kann. Es kostet Mühe, Zeit und viel Überlegung, aber das bekommt man hin.
Ihre Songs haben oft einen sehr persönlichen Klang. Wie viel von Ihnen steckt da drinnen?
Also alle Songs sind Songs, die mir angeboten werden. Ich fühle mich da vor allem als Interpret. Und manchmal hat man das große Glück, dass einem ein Song wie "Was aus euch wird" begegnet, der meine persönliche Intention trifft. Ich mache mir so wie viele Eltern wahrscheinlich Gedanken: 'Was wird aus deinen Kindern, wenn du nicht mehr da bist?' Die lebensbejahende Aussage: 'Es war mir immer klar, dass etwas aus euch wird', hat mich besonders berührt. Ich habe großes Vertrauen in meine Kinder und die junge Generation.
Auf der Bühne wird ein Song wie dieser sicherlich noch mal eine ganz andere Emotionalität transportieren.
Das ganz sicher! Und ich freue mich sehr darauf, diesen zu präsentieren, wenn wir auf Tournee sind. Der Song ist ein Teil der ganzen Inszenierung und das wird schon sehr bald ein besonderer Moment, wenn man so ein Lied mit einer solchen Aussage singt.
Was haben Ihre Kinder zu dem Song gesagt?
Unsere Kinder haben sich damit sehr positiv befasst. Sie fanden diese Aussage sehr gut. Vor allen Dingen die Schlussfolgerung zu sagen, dass ich sicher bin, dass etwas aus ihnen wird. Das ist das Besondere an dem Song. Der Song ist sehr erwachsen, sehr klug und trotzdem sehr emotional. Das hat mich immer sehr an dem Song begeistert und meine Kinder genauso.
Roland Kaiser steht für Achtung und Respekt – und das nicht nur in seinen Songs
Sie haben zuletzt Schlagzeilen zum Thema gendern gemacht. Sehen Sie sich durch Ihre Musik als Sprachrohr?
So wichtig bin ich jetzt nicht, aber ich bin jemand, der seine Meinung sagt, wenn er gefragt wird. Unabhängig davon, ob sie manchen Leuten gefällt oder nicht.
Und zum Beispiel Sprache verändert sich und es ist nicht klug, sich dagegenzustellen. Wir sprechen alle nicht mehr wie in der Zeit von Goethe und Schiller, sondern wir reden seit langem schon anders. Und wenn sich die Sprache der Generation ändert, muss ich mit der Zeit gehen und mich damit auseinandersetzen.
Das ist gerade in aktuellen Zeiten wichtiger denn je – auch in Bezug auf die junge Generation.
Sokrates hat schon gesagt, dass die Jugend von heute keinen Respekt mehr vor dem Alter hat, faul ist und nichts leistet. Es hat damals schon nicht gestimmt und stimmt heute auch nicht. Es gibt fleißige junge Menschen und auch weniger fleißige –genauso wie es fleißige alte Menschen und auch weniger fleißige gibt.
Wo geht die Reise für den Musiker noch hin?
Ein Blick in die Zukunft: Was möchten Sie musikalisch noch erreichen?
Ich würde gerne in zwei Jahren wieder ein gutes Album machen. Ich will diesen Weg fortsetzen und weiterhin Konzerte spielen. Als ich anfing, habe ich nicht gewusst, dass mein Leben beruflich ein Marathon wird. Es hätte ja auch ein Sprint werden können oder ein Mittelstreckenlauf. Es ist glücklicherweise ein Marathon geworden, und den würde ich gerne weiterführen.
Sind Sie manchmal noch überrumpelt von Ihrem Erfolg? Sie haben schließlich sogar eigene Briefmarken.
(lacht) Ja, das war schon was. Als meine Tochter mir sagte, dass sie einen Anruf von der Post hatte und sie sagten, dass sie Briefmarken von mir herausbringen wollen, dachte ich zunächst, das sei ein Scherz. In der Regel wird dann doch Menschen gedacht, die, sagen wir mal, nicht mehr leben. Oder vielleicht Menschen wie dem Papst oder dem Bundespräsidenten, aber nicht einem Künstler. Ich fand das sehr ungewöhnlich. Das war aber sehr schön, muss ich sagen. 11: Eigene Briefmarken zum Bühnenjubiläum - spoton_article_1070512
Der Erfolg kann einem sicherlich auch schnell zu Kopf steigen. Wie gehen Sie damit um, wenn Sie von der Bühne steigen?
Ich bin niemand, der sich für so wichtig nimmt. Ich stehe sowieso nicht gerne im Mittelpunkt. Diese Zeit von zweieinhalb Stunden bei einem Konzert auf der Bühne halte ich aus, weil das berufsbedingt ist. Danach möchte ich gerne wieder einer von vielen sein.
Ich bin jemand, der wirklich sehr schnell herunterkommt, und dann bin ich wieder mit meiner Frau zusammen und wir haben genug zu besprechen. Ich habe dann keinen Grund mehr, mich an den Applaus zu erinnern. Natürlich genieße ich es auf der Bühne, das gebe ich zu. Ich liebe Konzerte und begeisterte Menschen. Aber dann ist das Konzert vorbei und es beginnt ein neuer Abschnitt. Und ab diesem Moment ist es wieder meine Aufgabe, für mein Gegenüber, meine Frau oder meine Kolleginnen und Kollegen derselbe zu sein wie vorher. Offen für Gespräche, für Anregungen, für Diskussionen und nicht davon zu schwärmen, wie großartig ich gerade auf der Bühne war.
Wenn Sie nicht gerade Musik machen, wie finden Sie dann Ausgleich?
Ich habe eine große Familie. Zudem bin ich gerne jeden Abend sportlich in meinem Fitnesskeller aktiv. Das macht mich zufrieden und fit. Das brauche ich auch in meinem Leben. Ansonsten, wenn wir Zeit haben, fahre ich mit meiner Frau nach Sylt in unser Haus und dann verbringen wir mal ein paar Wochen da. Dort haben wir dann eine gute Zeit und relaxieren einfach. Das ist schon ausreichend.