So bringen Paare Romantik in den Valentinstag: Psychologin gibt Verliebten Tipps

Nicht für alle Vergebenen spielt der Valentinstag eine große Rolle. Wie romantische Partner damit umgehen sollten, verrät Stefanie Stahl.

Feb 13, 2025 - 22:17
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So bringen Paare Romantik in den Valentinstag: Psychologin gibt Verliebten Tipps

Nicht für alle Vergebenen spielt der Valentinstag eine große Rolle. Wie romantische Partner damit umgehen sollten, verrät Stefanie Stahl.

Romantische Dates, Blumen und mehr: Viele Paare zelebrieren am Valentinstag ihre Liebe und genießen die Zeit zu zweit. Aber nicht jeder legt so viel Wert auf den Tag. Wie Paare aus einem Romantiker und einem Pragmatiker dennoch in der Sache zusammenfinden können, verrät die Psychologin und Bestsellerautorin Stefanie Stahl im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news. Zudem erklärt sie, woher der Perfektionsdruck vieler Vergebenen am Valentinstag stammt.

Während manche Paare den Valentinstag besonders feiern, erklären andere, dass sie ihre Liebe stattdessen im Alltag zeigen. Wie wichtig ist der Valentinstag Ihrer Meinung nach für Paare?

Stefanie Stahl: Er ist genau so wichtig, wie das Paar ihn nimmt. Da gibt es überhaupt keine Vorschriften. Mein Mann und ich feiern keinen Valentinstag, aber andere machen es und haben Freude daran. Jedes Paar kann selbst bestimmen, ob es den Valentinstag zum besonderen Tag erhebt oder nicht.

Bei Paaren aus einem Romantiker und einem Pragmatiker, der das Kommerzielle in dem Tag sieht: Wie geht man am besten damit um?

Stahl: In diesem Fall sollte der romantische Partner die Verantwortung übernehmen und sagen: "Pass mal auf, Schatz, ich weiß, du siehst das etwas nüchterner als ich, aber lass mich das machen. Lass dich überraschen." Ich würde das Thema nicht dramatisieren und der Partner, dem es wichtig ist, darf Kreativität und Gestaltungsfreiheit walten lassen. Kein pragmatischer Partner wird etwas dagegen haben, wenn man das liebevoll und mit Leichtigkeit kommuniziert. Außerdem sollte man nicht beleidigt sein, nur weil der Partner pragmatischer ist. Man darf nicht denken: "Er feiert gar nicht unsere Liebe, er sieht das so nüchtern" und es als Aussage werten, wie der Partner zu einem steht.

Wie können sich solche Partner auch generell aufeinander abstimmen, sodass die Beziehung funktioniert?

Stahl: Wie bei allen Unterschiedlichkeiten in Partnerschaften ist es wichtig, die Unterschiede anzuerkennen und sie zu tolerieren. Es tut Paaren wahnsinnig gut, wenn sie nicht versuchen, einander zu ändern. Das heißt, der Pragmatiker oder die Pragmatikerin sollte sich davor hüten, die romantischen Wünsche des anderen als Quatsch abzutun und ihn abzuwerten. Genauso sollte der Romantiker oder die Romantikerin auch nicht die pragmatische Person für ihre Art abwerten. Paare sollten einen Kompromiss und eine liebevolle Einstellung zueinander finden, da beide Wesensarten durchaus ihre Berechtigung haben. Wegen Unterschieden kann man sich auseinanderleben oder man kann sie als Bereicherung ansehen. Denn beide haben sowohl Stärken als auch Schwächen und können sich wunderbar ergänzen. Gleichzeitig sollte man sich auch in der Mitte treffen: Die pragmatische Person muss auch mal bereit sein, über den eigenen Schatten zu springen - genau wie die romantisch veranlagte.

Zurück zum Valentinstag: Wie schaffen Paare es, den Tag zu zweit zu genießen und sich nicht unter Druck zu setzen, dass er perfekt sein muss?

Stahl: Wenn Paare am Valentinstag mit einem Perfektionsdruck zu kämpfen haben, ist das ein Thema, was bereits vorher in ihrem Leben eine Rolle gespielt hat. Sie versuchen, gewissen Rollen zu entsprechen, Erwartungen zu genügen, Erwartungen zu erfüllen. Viele Menschen haben das Gefühl: "Wenn ich nicht deine Erwartungen erfülle, dann liebst du mich nicht." Oder umgekehrt: "Wenn ich will, dass du mich liebst, muss ich deine Erwartungen erfüllen." Und diese Personen neigen auch dazu, zum Valentinstag zu viele Erwartungen zu haben. Dann hilft es, wenn man sich dessen bewusst wird und das dem Partner kommuniziert.

Auch am Tag der Liebe kann es zu Streitigkeiten kommen. Wie streiten Paare gesund, wenn plötzlich die eigenen Emotionen hochkochen?

Stahl: Wenn die Emotionen hochkochen, ist es eigentlich schon zu spät. Starke Emotionen blockieren den frontalen Kortex, den Sitz der Vernunft. Wenn ich so eine starke Emotion fühle, sollte ich den Streit sofort abbrechen, da nichts Konstruktives mehr passiert. Die Wahrscheinlichkeit, dass es immer destruktiver wird, ist viel zu hoch. Am besten verabreden Paare in einer ruhigen Minute vorher, dass man das Gespräch in solch einer Situation sofort beendet, damit es nicht zur Eskalation kommt.

Wie können Paare sinnvoll streiten, wenn sie gegensätzliche Verhaltensmuster in Konfliktsituationen aufzeigen?

Stahl: Auch hier ist es wichtig, sich in ruhigen Situationen mal zusammenzusetzen. Es gibt Menschen, die in Konfliktsituationen einfrieren und sich in sich zurückziehen. Diese Personen brauchen Raum, um ihre Gefühle und Gedanken zu sortieren und sind schnell überfordert in solchen Momenten, weil sie innerlich blockieren. Das hat immer mit der eigenen Lebensgeschichte zu tun. Wie wurde im Elternhaus mit Streit umgegangen? Wie gefährlich war es im Elternhaus? Das sollten sie sich anschauen. Und die Personen, die schnell laut werden, sollten auch überlegen: Ist das wirklich gut, was ich da mache? Bin ich zu impulsiv und muss lernen, weit im Vorfeld Dinge anzusprechen, um nicht in irgendeinem Moment zu explodieren?

Der Königsweg ist: Jeder reflektiert seine eigenen Muster und versucht, sie möglichst zu bearbeiten. Man bleibt darüber im Austausch und gibt sich gegenseitig Raum. Weiß man, dass der Partner schnell blockiert, kann man zum Beispiel sagen: "Schatz, denk einfach in Ruhe darüber nach und wir vertagen das Thema. Dann kannst du mir auch morgen noch eine Antwort geben."

Toxisch ist aktuell ein verbreitetes Wort. Denken Sie, es wird inflationär gebraucht und was ist toxisch in Beziehungen?

Stahl: Es wird wirklich inflationär gebraucht, das stimmt. Alles Mögliche ist plötzlich toxisch. Aber es gibt natürlich Kriterien, die definieren, was wirklich toxisch ist. Dazu gehören zum Beispiel Manipulation, Lügen, eine übermäßige Kontrolle, ständige Abwertung. Aber auch extreme Eifersucht, was auch sehr mit kontrollierendem Verhalten einhergeht. Aber wenn man jetzt ab und zu mal eine Meinungsverschiedenheit hat oder in ein paar Sachen unterschiedlicher Meinung ist, ist man noch lange nicht toxisch. Mit dem Wort toxisch läuft man leicht Gefahr, die eigene Verantwortung an der Situation zu sehr auszublenden.

Auf Social Media sehen wir Bilder von Partnerschaften, die besser als die eigene wirken. Wie kann man dennoch mit der eigenen Beziehung zufrieden sein?

Stahl: Man muss sich immer wieder bewusst machen, dass es sich bei Social-Media-Beiträgen um Inszenierungen handelt. Kein Mensch postet, dass er einen schönen Streit oder einen langweiligen Abend auf dem Sofa hatte. Diese Sachen werden nicht geteilt. Es wird gepostet, wenn man einen ganz tollen Urlaub hat, auch der schöne Sonnenuntergang oder der Drink am Pool. So schön, dass man sich in Erinnerung rufen muss, dass diese Leute auch ihren Alltag haben und nicht alles bei ihnen gut läuft. Man sollte sich davon unabhängig machen und sich fragen: Was gilt für meine Beziehung, was läuft hier richtig gut? Wofür kann ich dankbar sein und wo meckere ich zu viel, obwohl es gar nicht nötig wäre? Und wie kann ich selbst dafür sorgen, dass wir mal wieder etwas Schönes gemeinsam unternehmen? Das macht sehr viel mehr Sinn.