Tim Mälzer: Tim Mälzer spricht erstmals über neues Tv-Projekt: "Das war kein Spiel mehr"
Tim Mälzer spricht im Interview mit GALA über sein neues TV-Projekt "Herbstresidenz" und seinen persönlichen Bezug zum Thema "Pflege im Alter". Die vierteilige Doku-Reihe beleuchtet das Leben von Senior:innen und zeigt, dass Menschen mit Behinderung einen wertvollen Beitrag zur Altenpflege leisten können.

Tim Mälzer spricht im Interview mit GALA über sein neues TV-Projekt "Herbstresidenz" und seinen persönlichen Bezug zum Thema "Pflege im Alter". Die vierteilige Doku-Reihe beleuchtet das Leben von Senior:innen und zeigt, dass Menschen mit Behinderung einen wertvollen Beitrag zur Altenpflege leisten können.
In einem aufschlussreichen Gespräch öffnet sich Tim Mälzer, 54, und gibt Einblicke in sein neuestes Projekt "Herbstresidenz". Hier geht es nicht nur um die Verbesserung der Lebensqualität von Senior:innen in Pflegeheimen, sondern auch um die Förderung von Menschen mit Behinderung. Mälzer spricht über seine persönliche Beziehung zur Pflege und erklärt, warum dieses Thema für ihn an Relevanz gewonnen hat – sowohl aus beruflicher als auch aus privater Perspektive.
"Herbstresidenz" mit Tim Mälzer und André Dietz, 49, läuft ab dem 5. März 2025 mittwochs um 20:15 Uhr in vier Folgen bei VOX und ist immer sieben Tage im Voraus auf RTL+ abrufbar.
Nach Schicksalsschlag bekam Altenpflege für Tim Mälzer eine stärkere Relevanz
GALA: Was war Ihr erster Gedanke, als das Angebot zu "Herbstresidenz" kam, wie ist das Projekt entstanden?
Tim Mälzer: Nach dem großen Erfolg vom "Schwarzwälder Hirsch" kam die Frage auf, mit welchen Themen ich mich denn zurzeit auseinandersetze. Und durch den zu frühen Tod meines Vaters spielte auf einmal das Leben im Alter eine präsentere Rolle. Wir sind dann der Frage nachgegangen, wieso Pflegeheime für so viele Menschen ein zugegeben negatives Thema sind. Und mit genau der Frage haben wir uns beschäftigt: Wieso wirkt ein Pflegeheim oftmals nicht wie ein Zuhause? Denn eigentlich ist das Konzept doch gut: dass ältere Menschen auch im hohen Alter körperlich und sozial versorgt werden.
Wie haben Sie sich nach dem ersten Tag im Pflegeheim gefühlt?
Zunächst war das Ganze eine Art Spiel für mich, ein Kennenlernen der Abläufe – aus Bewohnersicht. Vom Aufnahmegespräch war ich dann aber schon hochgradig irritiert. Das war kein Spiel mehr. Plötzlich befand ich mich in gefühlter Isolation. Obwohl ich wusste, dass es nur ein Augenblick und nicht meine Lebensrealität ist. Da bin ich dann auch bockig geworden und habe mich unwohl gefühlt. Das liegt aber am System und ganz sicher nicht an dem Heim – die waren alle zauberhaft.
So erlebte Tim Mälzer den Start des Projektes
Wie haben Sie die Zusammenarbeit mit den Pflegeschüler:innen und Bewohner:innen empfunden?
Zunächst einmal habe ich die Zusammenarbeit mit den Pflegekräften und den Angestellten vor Ort als extrem positiv empfunden. Wir waren zu Beginn eher eine Zusatzbelastung, aber die Pfleger haben gesehen, dass wir mit unserem Projekt auch ihre Arbeitsqualität verbessern. Sie haben uns ernst genommen, weil wir sie ernst genommen haben. Das war wichtig – es ist schon enorm, was von den Pflegekräften geleistet wird.
Aber auch die Bewohner haben uns überrascht. Unser Team war erstmal eine positive Ablenkung vom Alltag. Schön fand ich, dass die meisten mich gar nicht kannten. Es ging ihnen um den Menschen mit Ideen, das tat gut. Bei den Schülern wiederum habe ich mich gefragt: Kann das eigentlich funktionieren? Aber wir haben schnell festgestellt: Da schlummerte enorm viel Potential, sie haben einen richtig guten Job gemacht.
Gab es Momente, in denen Sie befürchtet haben, dass das Projekt scheitern könnte, wenn ja, was war der Auslöser?
Ich habe lange gebraucht, um überhaupt in das Projekt reinzufinden. Aber das ist das Schöne: Wir nehmen uns die Zeit, um uns mit allem vertraut zu machen, und lassen uns auf die Gegebenheiten ein. Es war letztendlich ein Projekt mit einer Gruppe unterschiedlicher Menschen. Da stecken enorm viele Individuen hinter, die man nicht mal eben zu einer homogenen Gruppe zusammenführt. Ich habe schon gezweifelt, ob wir eine Art Leuchtturmprojekt mit Vorbildcharakter sein können, denn wir wollten andere Einrichtungen von unserem Projekt inspirieren.
Welcher Moment im Verlauf des Projekts hat Sie am meisten bewegt?
Es gab Hunderte dieser Momente. Am beeindruckendsten fand ich aber, wie schnell die Menschen vor Ort verstanden haben, dass sie in einer Beziehung zueinander stehen. Dass die Senioren verstanden haben, dass unsere Schüler Hilfe bedeuten; und die Schüler wiederum gemerkt haben, dass sie von großem Nutzen sind.
Die Alterspflege in Deutschland muss sich verändern
Was haben Sie für sich aus diesem Projekt mitgenommen, auch in Hinblick auf Ihre Zukunft?
Das Projekt hallt nach. Ich sehe jetzt noch deutlicher, dass viel bewegt werden kann, wenn die Gesellschaft bereit ist, enger zusammenzurücken. Ich schaue bei mir in der Nachbarschaft auch gerade, wie ich mich ehrenamtlich einbringen kann – mit meiner Kreativität und dem Blick von außen. Das kann wirklich jeder von uns, denn es braucht manchmal nicht viel, um Großes zu bewirken.
Was erhoffen Sie sich langfristig von diesem Projekt?
Ich denke, dass man den Blick wieder mehr in Richtung Menschlichkeit führen muss. Am Ende des Tages haben doch die älteren Menschen das Fundament gelegt, auf dem wir uns bewegen. Das sollten wir nicht vergessen. Außerdem kann es uns auch treffen. Ich würde daher auch an die Eigenverantwortung appellieren. Vor Ort leben Menschen mit Gefühlen, Bedürfnissen und Sorgen, die nicht immer sichtbar sind. Aber auch hier kann man erreichen, dass der Alltag im Alter zumindest verschönert wird.
Wie stellen Sie sich Ihr Leben im Alter vor?
Selbstbestimmt und selbstverwaltet, sozial vernetzt und drollig bis zum Schluss.