Heidi Klum: "Alle sind jederzeit frei, die Show zu verlassen"

Heidi Klum wird schon seit Jahren für ihre Castingshow "Germany's Next Topmodel" scharf kritisiert. Nun stellt sich die Chefjurorin den Vorwürfen und gewährt einen seltenen Blick hinter die Kulissen.

Feb 10, 2025 - 16:48
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Heidi Klum: "Alle sind jederzeit frei, die Show zu verlassen"

Heidi Klum wird schon seit Jahren für ihre Castingshow "Germany's Next Topmodel" scharf kritisiert. Nun stellt sich die Chefjurorin den Vorwürfen und gewährt einen seltenen Blick hinter die Kulissen.

Im Mai 2022 erhob die ehemalige "Germany's Next Topmodel"-Teilnehmerin Lijana Kaggwa, 28, erste Anschuldigungen gegen Heidi Klum, 51, und die GNTM-Produktion und warf ihnen Manipulation vor. Mehrere Ex-Kandidatinnen schlossen sich der Bewegung an. Im Februar 2023 sah sich die Modelmama schließlich dazu gezwungen, Stellung zu beziehen und äußerte sich zum Auftakt der 18. Staffel höchstpersönlich zu den Behauptungen: "Wir sind nun mal eine Reality-Sendung und wir zeigen genau das, was passiert. Es gibt keinen Text, und es gibt keine Storyline. Alles, was die Models tun und sagen, ist einzig und allein ihre Entscheidung."

Heidi Klum ist "inhaltlich kreativ mitverantwortlich"

Im Interview mit "Stern" stellt sich Heidi Klum Anfang Februar 2025 – wenige Tage vor dem Start der GNTM-Jubiläumsstaffel – den Vorwürfen, die mit ihrer Sendung in Verbindung gebracht werden. Sie bestätigt, dass sie seit der zweiten Staffel, die im Jahr 2007 ausgestrahlt wurde, "inhaltlich kreativ mitverantwortlich" und als Executive Producerin auch hinter den Kulissen tätig ist. "Dadurch bin ich bis heute in jedem noch so kleinen Teil des Prozesses involviert." Im Zuge dieser Umstrukturierung verzichtete Klum beispielsweise auf vorgeschriebene Moderationstexte, die sie strenger wirken ließen.

Seither punktet das Supermodel, das nie zuvor moderiert hatte, bei seinen Fans mit Humor, Lebensfreude und Spontanität. Minderjährige Zuschauer:innen gaben in einer Umfrage sogar an, sich die GNTM-Chefin als eigene Mutter zu wünschen. Ihr Einfluss auf die Zielgruppe ist enorm und dessen ist sich die Vierfach-Mama bewusst: "Ach, ist doch ganz schön, so was zu hören. Gerade bei einer Sendung, die so pola­risiert. Ich mache sie zwar nicht, um irgendjemandem ein Vorbild zu sein. Aber wenn man so in der Öffentlichkeit steht wie ich, kann es ungewollt passie­ren, dass man für Menschen bestimmte Rollen einnimmt."

Heidi Klum während des Finales der 19. Staffel von
Heidi Klum während des Finales der 19. Staffel von "Germany's Next Topmodel" am 13. Juni 2024 in Köln.
© Seven.One Entertainment Group GmbH

"Alle sind jederzeit frei, die Show zu verlassen"

Umso mehr Kritik kassiert Heidi Klum für das Schönheitsideal, das in ihrer Sendung jahrelang vermittelt wurde. In den ersten Staffeln wurden selbst schlanke Teilnehmerinnen dazu angehalten, abzunehmen. Unerreichbar wirkende Maßstäbe, die sogar Klum zu Beginn ihrer Karriere in den 1990er-Jahren im Weg standen. "Ich habe mich bei vielen Designern vorgestellt, und obwohl ich sehr, sehr schlank war, wurde mir immer gesagt, ich wäre für die Pariser Mode einfach zu dick", verrät das ehemalige "Victoria's Secret"-Model, bevor es hinzufügt: "Man wurde dauernd auf eine Waage gestellt, und es wurden mir Pillen angebo­ten, um den Appetit zu zügeln."

Bei "Germany's Next Topmodel" stehe die körperliche sowie mentale Gesundheit der Teilnehmer:innen deshalb stets an erster Stelle. Während der Dreharbeiten stehe ihnen täglich psychologische Hilfe zur Verfügung. "Wir lassen niemanden mit seinen Problemen alleine und passen auf unsere Kandidatinnen auf", versichert Klum. So habe sie Kandidatinnen, die "wir als zu dünn empfanden", auch nach Hause geschickt. Weiter betont die GNTM-Chefin: "Es wird ja auch niemand gezwungen, bei uns zu bleiben – alle sind jederzeit frei, die Show zu verlassen." Jeder Teilnehmende werde schon zu Beginn einem Psychologen vorgeführt, schildert Klum, bevor sie zugibt: "Aber ja, die vom Business vorgegebenen Standards, auch die zur Körpergröße, haben wir in der Sendung eine ganze Zeit lang übernommen."

Heidi Klum - GNTM-Wandel

Trotz Diversitätsoffensive: Job-Pleite bei zahlreichen Teilnehmenden

Neben einem gesunden Lifestyle, der den Kandidat:innen durch Ernährungsberater:innen nähergebracht werden soll, setzt Heidi Klum seit dem Jahr 2021 auf Diversität. Die Regeln für Alter, Körpermaße und sogar Geschlecht wurden nahezu ausgesetzt. "Ich liebe Diversität und werde mich auch weiterhin mit all meiner Kraft für die Vielfalt einsetzen", kündigt die 51-Jährige entschlossen an, wobei sie anmerkt: "Ich hätte gerne noch mehr gehabt, aber ich kann natürlich auch nur die mitnehmen, die sich bewerben."

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Doch wie realistisch sind die Erfolgschancen der Ausnahmetalente in der echten Modelwelt? "Die Kunden und Firmen ziehen leider noch nicht so mit, wie ich mir das wünschen wür­de. Manche der Kandidatinnen werden noch nicht einmal zu Castings eingeladen", räumt Heidi Klum ein.

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Deutliche Reaktion auf Manipulationsvorwürfe

Ehemalige Teilnehmerinnen der Sendung kritisieren, dass sie falsch dargestellt wurden oder peinliche Situationen provoziert wurden. Von "traumatischen Erlebnissen" sei im "Stern" sogar die Rede. "Das finde ich nicht verwunderlich. Unsere Kandidatinnen sind Menschen und damit unterschiedliche Wesen", lautet Klums zunächst nüchterne Reaktion darauf. Für sie stehen die einzelnen Vorwürfe nicht in Relation mit der Anzahl an teilnehmenden Models. "In den 19 Jahren habe ich 941 Kandidatin­nen mit auf die Topmodel­-Reise genom­men. Von denen haben sich später weniger als zehn negativ geäußert."

Ihren Kritiker:innen hätte sich Heidi Klum auch gerne vor laufender Kamera gestellt, erzählt sie: "Alice Schwarzer zum Beispiel. Ich wollte, dass sie in unsere Show kommt, damit ich mich mit ihr über ihre Kritik austauschen kann. Sie hat immer abgelehnt. Was ich schade finde, denn sie ist eine Frau, die sich klar positioniert. Aber sie wollte die direkte Konfrontation nie."

Im Jahr 2009 bezeichnete Alice Schwarzer die Sendung von Heidi Klum als "menschenfeindlich".
Im Jahr 2009 bezeichnete Alice Schwarzer die Sendung von Heidi Klum als "menschenfeindlich".
© Andreas Rentz

Heidi Klum sieht sich selbst als "Helikopter-Mutter"

Die "vermeintliche Strenge", die einige Zuschauende mit Klum assoziieren, zieht sich tatsächlich auch durch ihr Privatleben, wie das Supermodel offenbart. So bezeichnet sich die rheinische Frohnatur selbst als "Helikopter-Mutter". Während sie als Teenagerin vor Einbruch der Dunkelheit zurück sein sollte, "hatten meine Kinder strengere Auflagen", berichtet Klum. "Sie durf­ten zwar schon auf Partys gehen, aber es gab klare Regeln und Zeiten."

Zwischen ihren Kindern habe dies häufiger zu Diskussionen geführt, da Heidi Klum "deutlich vorsichtiger war als andere Eltern". Dabei habe sie lediglich darauf Wert legen wollen, den Familienzusammenhalt zu stärken. "Ich lerne aber auch, dass meine Kinder älter geworden sind", gesteht sich Klum ein. Ihre jüngste Tochter Lou Sulola Samuel, 15, plant bereits ein Austauschjahr in Japan. Sie konzentriere sich auf ihren Schulabschluss, sodass sie ihre Sommerferien lieber mit einem sechswöchigen Mathematikkurs verbrachte als mit der Familie zu verreisen. Für Klum steht jedoch fest: Alle oder gar keiner – "also sind wir in L.A. geblieben".

Verwendete Quelle: "Stern" vom 6. Februar 2025