Unerwartet und atemberaubend wie ein Schlag in die Magengrube: Dieser Kinofilm haut richtig rein

Brutal, schonungslos und schön zugleich: Dieser neue Kinofilm hat eine gewaltige Schlagkraft und ist anders als alles, was ich bisher gesehen habe.

Mär 26, 2025 - 17:18
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Unerwartet und atemberaubend wie ein Schlag in die Magengrube: Dieser Kinofilm haut richtig rein

Brutal, schonungslos und schön zugleich: Dieser neue Kinofilm hat eine gewaltige Schlagkraft und ist anders als alles, was ich bisher gesehen habe.

Ohne meine Arbeit als Redakteurin wäre mir dieser ganz besondere Film im Kino vermutlich entgangen: „Beating Hearts“ traf mich völlig und hat mich so dermaßen umgehauen, dass ich euch unbedingt ans Herz legen möchte, ihn nicht zu verpassen. Mit einer unvergleichlichen Mischung aus tragischem Liebesdrama und brutaler Gangster-Action ist der Titel deutlich düsterer als das romantische Krimidrama zunächst den Anschein macht.

Mit Bildern, die sich einbrennen, mitreißender Musik und einer Handlung, die mitten ins Herz trifft, ist das neueste Werk des französischen Schauspielers und Regisseurs Gilles Lellouche („Ein Becken voller Männer“) anders als alles, was ich bisher im Kino gesehen habe und wird mir noch lange im Gedächtnis bleiben.

„L’amour ouf“: Intensiv und obsessiv wie eine Amour fou

Der französische Filmtitel „L’amour ouf“ (in Anlehnung an den Begriff einer obsessiv-leidenschaftlichen Liebe, bekannt als Amour fou) ist im Vergleich zum internationalen Titel „Beating Hearts“ der cleverere Kniff, letzterer passt jedoch ebenso wie die Faust aufs Auge; in diesem Film schlagen nicht nur zwei Herzen füreinander, sondern auch zwei Menschen sich buchstäblich durchs Leben, deren teils zerstörerische Liebe trotz aller Rückschläge nicht aufzuhalten ist.

Die französisch-belgische Produktion erzählt als lose Adaption des Romans „Jackie loves Johnser Ok?“ von Neville Thompson eine unbändige und tragische, zwei Jahrzehnte umspannende Liebesgeschichte, die als zeitgenössisches Pendant zu Romeo und Julia und „West Side Story“ funktioniert, und die bekannten Motive im Mix aus Romanze und Gangsterdrama erfrischend anders inszeniert.

Nordfrankreich, 1980er-Jahre: Der rebellische Clotaire aus dem Problembezirk verliebt sich in die unerschrockene Jackie aus gutbürgerlichem Hause. Doch das Liebesglück der Teenager wird zerstört, als Clotaire sich einer kriminellen Gang anschließt. Wegen eines Verbrechens, das er nicht begangen hat, landet er für zwölf Jahre im Gefängnis.

Als er wieder auf freiem Fuß ist, gehen Jackie und Clotaire längst getrennte Wege, doch das Schicksal führt sie wieder zueinander. Während Jackie herausfinden muss, welches Leben sie führen will, steht Clotaire am Scheideweg zwischen dem Wunsch nach Rache und der Sehnsucht nach seiner verlorenen Liebe.

„Beating Hearts“ feierte bereits beim 77. Filmfestival in Cannes 2024 Weltpremiere und startet am 27. März 2025 auch in den deutschen Kinos. Der Trailer liefert euch einen Vorgeschmack, allerdings steckt mehr in diesem Film, als es anfangs aussieht:

Nothing compares to „Beating Hearts“

Nach „Der Graf von Monte Christo“ hat mich „Beating Hearts“ zum zweiten Mal in diesem Jahr für das französische Kino begeistert, diesmal allerdings in einem Ausmaß, mit dem ich wirklich nicht gerechnet habe. Der einzigartige Genremix sowie die faszinierende und cineastisch eindrucksvolle Inszenierung erzeugten bei mir eine aufwühlende Achterbahnfahrt der Gefühle.

„Beating Hearts“ kam teilweise so düster und brutal daher, dass ich zwischendurch beinahe Angst hatte, was mich als Nächstes erwarten würde, gleichzeitig jedoch wie gebannt ans Bild gefesselt war. Gleichermaßen hart, herzlich und gekonnt humorvoll traf mich „Beating Hearts“ härter als erwartet.

Der coole, authentische Retro-Stil der 80er- und 90er-Jahre, in denen „Beating Hearts“ spielt, wird im Film geschickt durch einen ebenso atmosphärischen wie kultigen Soundtrack unterstrichen, wie beispielsweise die sehr prägende Version von „Nothing Compares 2 U“ im Original von Prince.

Sowohl Mallory Wanecque („The Good Teacher“) und Malik Frikah („Apaches“) als junge Versionen als auch Adèle Exarchopoulos („Blau ist eine warme Farbe“) und François Civil („Die drei Musketiere: D’Artagnan“) als die erwachsenen Charaktere im zweiten Akt verkörpern die Zuneigung und Zerstörungskraft in der unbändigen Liebe zwischen Jackie und Clotaire überzeugend und bewegend.

Über 144 Minuten zog mich „Beating Hearts“ so in seinen Bann, dass ich mich seiner Wirkung nicht verweigern konnte. Eine Analogie, die Raufbold Clotaire sicherlich gefallen würde: Der Film geht unter die Haut und hinterlässt Spuren, wie ein blauer Fleck, von dem man nicht genau weiß, woher man ihn hat – er tut zwar weh, wenn man darauf stößt, aber man kann es trotzdem nicht lassen und ist auf merkwürdige Weise fasziniert von seinem Anblick.

Es gibt so viel in diesem Film zu entdecken, dass ich ihn mir gerne auch ein zweites Mal ansehen würde, allerdings wohl erst mit ein wenig Abstand. Denn die Bilder und Worte von „Beating Hearts“ bleiben im Kopf, sodass der Film bei mir noch lange nachwirken kann. Falls ich eure Neugier wecken konnte, solltet ihr den Kinobesuch definitiv wagen, denn dort kann „Beating Hearts“ am besten seine volle Wirkung entfalten.